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Keyword: lueg
Es gab ja andererseits Versuche, Sie auch mit einem Etikett zu versehen. 'Kapitalistischer Realismus' war so ein Stichwort, das man Ihnen aufgeklebt hat. Die Formulierung stammt sogar von Ihnen selber.
Ja, da haben wir uns sehr gewundert, das war für uns ein Witz. Wir haben ein Happening gemacht, der Konrad Lueg und ich, und haben das Wort nur für dieses Happening gebraucht, um einen attraktiven Namen zu haben, und dann ist das gleich verwendet worden. Da kann man sich nicht wehren, und das ist auch nicht schlimm.
Könnten Sie mir etwas über Ihr Manifest des Kapitalistischen Realismus erzählen?
Das war ein Stück, das ich 1963 mit Konrad Lueg in der Möbelabteilung eines Warenhauses gemacht habe. In einigen Zeitungen war es als Ausstellungs-Eröffnung angekündigt, aber die Leute, die kamen, wussten nicht, dass es eine Art Happening sein sollte. Ich bin jedenfalls nicht ganz einverstanden damit, dass es so berühmt geworden ist. Es war einfach ein großer Spaß, und der Begriff Kapitalistischer Realismus traf den Nagel auf dem Kopf. Aber es war nichts Großartiges.
Ich kam aus Dresden, und da gab es den Sozialistischen Realismus – und dann kamen der Konrad Lueg und ich mehr aus Ironie darauf, da ich ja hier im Kapitalismus lebe. Realistisch sollte es schon sein, aber eine andere Form, die kapitalistische eben. Das ist nicht so ernst zu nehmen. Es war mehr ein Slogan für dieses Happening, das wir in dem Möbelhaus gemacht haben.
Die amerikanische Pop Art hat sich im Allgemeinen auf in der Öffentlichkeit verbreitete Bilder und die kommerzielle Kultur konzentriert. Aber Du hast mir gesagt, dass Polke, Lueg und Du eine breitere Erfahrung darstellen wolltet, eine umfassendere Sicht der Realität. Könntest Du noch etwas mehr über diese umfassendere Sicht im Verhältnis zum Blickwinkel der amerikanischen Pop Art sagen?
Vielleicht hatten wir gar keine Chance. Die Aussage der amerikanischen Pop Art war so kraftvoll, so optimistisch, aber auch so limitiert, dass wir denken konnten, da kann man sich nur von absetzen und ein anderes Anliegen unterbringen.
Was war daran anders?
Wir konnten nicht denselben Optimismus produzieren und dieselbe Art von Humor oder Ironie. Roy Lichtenstein hat eine spezielle Art von Humor. Bei Polke und mir war das alles gebrochener. Aber wie, das ist für mich schwer zu beschreiben.
Kontakt mit gleichdenkenden Malern – eine Gruppe ist für mich sehr wichtig; es kommt nichts von alleine. Wir haben zum Teil unsere Ideen im Gespräch entwickelt. Eine Isolation auf dem Dorf wäre z. B. nichts für mich. Man ist von seiner Umwelt abhängig. In diesem Sinn ist der Austausch mit anderen Künstlern, speziell die Zusammenarbeit mit Lueg und Polke, für mich wichtig und Teil der Information, die ich brauche.